Ohhh, wie ist das schön… Man, was habe ich mich auf diesen Trip gefreut. Ein paar Tage unterwegs, drei Konzertabende hintereinander, Fotos machen, Spaß haben. Geile Sache. Die große Unbekannte dabei kam gleich zu Beginn – und sollte mich ziemlich beeindrucken.

Nathan Gray, Sänger in so wunderbaren Bands wie Boysetsfire, I AM HERESY oder The Casting Out, präsentierte in Hamburg sein Soloprogramm. Die EP kannte ich ja bereits. Düsterer Sound, sehr elektrisch aufgeladen, schwermütig, aber durch Nathans unverkennbare Stimme für mich ein echter Treffer. Ganz klar, das musste ich live sehen.

Hamburg ist immer eine Reise wert, also Sachen gepackt, die Holde an der Hand genommen und ab Richtung Norden. Vor dem Konzert im „Kleiner Donner“ trafen wir dann noch Nathan und Dan Smith, der zweite musikalische Kopf in diesem Klangexperiment, vor der Location auf ein Bierchen. Die beiden waren unheimlich entspannt und zu Scherzen aufgelegt. Der Abend konnte nur gut werden.

„Syndrome“: Was zur Hölle macht der da?

Wir betraten die Kellerräumlichkeiten, als der Supportact „Syndrome“ bereits in vollem Gange war. Ein Solo-Künstler – aber was genau er da gemacht hat? Wilde Klangteppiche, verzerrte Sounds, alles im Dunkel des nicht beleuchteten Raumes, vor einer Leinwand, auf der schwarz-weiß-Fotografien von Vögeln gezeigt wurden… und dann war plötzlich Schluss. Einfach so. Kein Wort. Einfach Schluss.

Noch benebelt von dem, was wir da gerade gesehen haben, fingen Nathan und Dan bereits mit dem Umbau der Bühne an. Requisiten wurden beigeschafft, ein Rednerpult, ein Tisch mit Kerzen und Ziegen-Schädeln. Gray ist Mitglied der „Church of Satan“, und er liebt es, mit diesen Symbolen zu spielen. Wer jetzt aber ein Opferritual erwartet hatte, der wurde enttäuscht – oder eines besseren belehrt.

Gray durchlebt eine wahre Metamorphose

Nathan Gray im "Kleiner Donner" in Hamburg (Photo by AngryNorman)

Nathan Gray im „Kleiner Donner“ in Hamburg (Photo by AngryNorman)

Gray bezog schließlich Stellung am Rednerpult, Dan schnallte sich die Gitarre um und Chad Istvan – eigentlich Gitarrist bei Boysetsfire – nahm am Schlagzeug platz. Grays Gebetbuch, in dem er vor allem die Texte seiner Songs geschickt platziert, lag parat, das Ritual – so bezeichnet er seine Shows – konnte beginnen. Was dann zu beobachten war, verschlug zumindest mir die Sprache. Der eben noch lachende und aufgedrehte Typ wurde plötzlich sehr ernster und ging in der Musik völlig auf. Eine solche Metamorphose hatte ich nicht erwartet.

Von Song zu Song steigerte sich Grays Verwandlung bis hin zum großen Finale, bei dem er die Bühnendekoration abräumt, das Rednerpult umwirft, die Kerzen durch die Gegend schleudert und mit den Schädeln wild rumhantiert. Das alles mag für den einen oder anderen furchtbar aufgesetzt erscheinen. Für mich war es einfach der logische Höhepunkt einer Entwicklung, die sich über den ganzen Abend hinzog.

Intensiv – so habe ich den Abend empfunden. Und das, obwohl der Sound grottenschlecht war. Aber das sollte sich nur einen Abend später grundlegend ändern…

Morgen mehr in AngryNorman on tour, Tag 2: Family First Pre Fest in Köln

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Danke an dieser Stelle an die Jungs von End Hits Records und Uncle M, ohne die ich diesen Abend wohl nicht hätte erleben dürfen.